Die Chronik

1860-1946

In den Jahren um 1860 kam es im Hünersedelgebiet zur Gründung einer Musikkapelle mit dem Namen „Freiamt-Allmendsberg“, der auch zwei Ottoschwandener angehörten. Es waren Gemeindewaldhüter Matthias Heß und Christian Bühler, Stricker genannt. Geübt wurde damals in der Hofstube Buderer, dem heutigen Kernenhof auf dem Allmendsberg.

Diese Kapelle löste sich jedoch bald wieder auf. Waldhüter Heß, der im Krieg 1870/71 als Regiments-musiker in den Dienst trat, gründete um das Jahr 1872 eine neue Kapelle in Ottoschwanden. Sie spielte Tanz- und Marschmusik bei Hochzeiten und Tanzveran-staltungen. Die Kapelle wurde rasch bekannt, sodass sie nicht nur im eigenen Dorf, sondern mehr und mehr auch in zahlreichen umliegenden Orten aufspielen durfte.

Dieser Kapelle gehörten nie mehr als sieben Mann an, meistens spielten sogar nur sechs Musikanten. Eine Vermehrung der Mitgliederzahl war unerwünscht, weil sie für den Einzelnen eine Schmälerung des Verdienstes bedeutet hätte. Die Jahre 1906 und 1907 brachten der kleinen Gemeinschaft eine schwere Krise, als der erste und zweite Trompeter durch Tod und Krankheit ausfielen. Mit dem Eintritt von Gottlieb Bühler und dem Ausscheiden des bisherigen Leiters Heß begann eine neue Zeit für die Kapelle. Karl Friedrich Blust wurde Leiter und erster Klarinettist. Man sah ein, dass die künstliche Beschränkung der Mitgliederzahl auf sechs bis sieben Mann jeden Fortschritt für die Zukunft hemmen musste. Junge Kräfte wurden angeworben, unter ihnen auch Matthias Bühler, der Bruder Gottlieb Bühlers.

Dem begabten Jungmusiker gelang es, sich in wenigen Jahren so zu vervollkommnen, dass er von 1912 an der jetzt zehn Mitglieder zählenden Kapelle als Dirigent vorstehen konnte. Bei Kriegsausbruch 1914 wurden alle Musiker mit Ausnahme von Andreas Blust zu den Fahnen gerufen. Nach dem Kriegsende 1918 bauten die Heimgekehrten unter der Leitung von Matthias Bühler die Kapelle rasch wieder auf. Sie zählte nun 18 Mitglieder. Waren früher die Proben in den Wohnungen der Musiker abgehalten worden, so musste man sich angesichts der stattlichen Mitgliederzahl nun nach einem geeigneten Proberaum, zum Beispiel einem Gasthaussaal, umsehen. Dies führte dann am 19. August 1923 zur Gründung eines richtigen Vereins. Den Vorsitz übernahm Karl Friedrich Blust. Der junge Verein, dem eine beachtliche Zahl fördernder Mitglieder beitraten, übernahm die verschiedensten kulturellen Aufgaben. Sein Wirken wurde für die Bevölkerung Ottoschwandens bald zur Selbstverständlichkeit. Eine stetige Aufwärtsentwicklung führte dem Verein neue Aktive zu. Im Jahre 1934 übernahm Landwirt Ernst Heß die Vereinsführung. Der weitere Aufbau wurde durch den Ausbruch des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen.

1947 – 1977

Am 9. Januar 1946 fanden sich die überlebenden Musiker unter Matthias Bühler im Bürgersaal zusammen und verteilten die dort während des Krieges aufbewahrten Instrumente. Es begann der Wiederaufbau und die Einschulung junger Kräfte. Am 14. September 1947 wurde der Musikverein Ottoschwanden wiedergegründet. Heinrich Sillmann übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. Er war bemüht, dem Verein zusammen mit dem Dirigenten Matthias Bühler ein kameradschaftliches und musikalisches Gepräge zu geben. Im Jahre 1959 übernahm die Vereinsführung Schreinermeister Richard Kern. Eine Jungmusikergruppe entstand, mit deren Betreuung man den Vizedirigenten Georg Bühler beauftragte.

Vom 14. bis 16. Juli 1962 feierte man „90 Jahre Volksmusik Ottoschwanden“ und zugleich auch das 50-jährige Dirigentenjubiläum von Matthias Bühler. Beim Bundesmusikfest in Offenburg erreichte die damalige „Knabenkapelle“ unter ihrem Dirigenten Georg Bühler mit dem Stück „Hymne an die Musik“ die Note „sehr gut“.

Im Spätjahr 1963 schied der damalige Dirigent Matthias Bühler aus Altersgründen aus. Am 1. November 1963 übernahm Richard Mench aus Sexau den Dirigentenstab.

Im Jahre 1967 befasste man sich mit dem Gedanken eine neue Einheitskleidung zu beschaffen. Verstärktes Heimatbewusstsein sowie gemeinsame Auftritte mit der Trachtengruppe an Heimat- und Unterhaltungsabenden war Anlass, die Neueinkleidung in Form einer Tracht zu gestalten. Diese Tracht wurde am 2. Juli 1969 der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die Trachtengemeinschaft bestehend aus Musikverein und Trachtengruppe leistete durch ihre Teilnahme am Verbrüderungsfest in De Pinte im September 1971 einen erheblichen Beitrag zur bis heutigen lebendigen Partnerschaft beider Gemeinden. Im Juli 1972 feierte man „100 Jahre Blasmusik Ottoschwanden“ verbunden mit dem Bezirksmusikfest. Höhepunkt war die Verleihung der Pro-Musica-Plakette. Es beteiligten sich 35 Vereine, auch aus dem Elsass und der Schweiz. Aus Anlass des Verbrüderungsfestes mit der belgischen Gemeinde De Pinte wurde 1974 ein internationales Musikertreffen ausgerichtet. Die Beteiligung von Musikern aus Belgien, Frankreich, Schweiz, Österreich und Deutschland bewies, wie groß die Verbindung des Musikvereins Ottoschwanden auch im Ausland geworden war.

Nach 16-jähriger Vereinsführung gab Richard Kern im Jahre 1975 das Amt des 1. Vorsitzenden an den jungen dynamischen Landwirt Alfred Orda ab. Auch in der musikalischen Leitung gab es eine Änderung. An der Generalversammlung am 25. Februar 1977 übergab der Dirigent Richard Mench den Taktstock an Klaus Kern aus Emmendingen-Wasser.

1978 – 1999

Bei der Volksmusik-Hitparade des Südwestfunks konnte sich der Musikverein Ottoschwanden dreimal beteiligen. Im Jahre 1979 und 1981 wurde die Jury für die Wertung der Hitparade übernommen. 1980 beteiligte sich der Musikverein aktiv an der Hitparade und konnte nach dem Wochensieg mit dem Marsch „Hoch Badnerland“ auch Monatssieger im September 1980 werden. Maßgebend für die Beteiligung an der Volksmusik-Hitparade war die Langspielplatte „Volkstümliche Melodien“, die im August 1980 herausgebracht wurde.

Die musikalische Vielfalt des Musikvereins und seinen Untergruppen veranlasste die Vereinsleitung zur Schaffung einer solchen Schallplatte. Die eigens für diese Platte geschaffene Komposition des Marsches „Gruß aus Ottoschwanden“ aus der Feder des Dirigenten Klaus Kern aber auch alte Tänze aus dem vorigen Jahrhundert gaben diesem Tonträger ein besonderes Gepräge

Im Jahre 1982 feierte man das 110-jährige Jubiläum verbunden mit dem Bezirksmusikfest und des Kreistrachtenfestes des Bundes Heimat und Volksleben. An der Generalversammlung im Jahre 1987 gab Alfred Orda das Amt des 1. Vorsitzenden nach 12 Jahren ab. Die Versammlung wählte Hans Zuckschwerdt zum neuen 1. Vorsitzenden. Im selben Jahr war der Musikverein Ottoschwanden Ausrichter des Freiämter Heimattages welcher mit dem Jubiläum „115 Jahre Blasmusik in Ottoschwanden“ verbunden wurde.

Am 14. April 1992 wurde die „Bläserjugend im Musikverein Ottoschwanden e.V.“gegründet. Die Bläserjugend ist ein selbstständiger Verein. Ziel und Aufgabe der Bläserjugend ist es die Jugendarbeit zu koordinieren sowie die Interessen der Jugendlichen in der Vorstandschaft des Musikvereins zu vertreten. Zum 1. Vorsitzenden der Bläserjugend wurde Karlheinz Bührer gewählt. Im selben Jahr wurde das 120-jährige Jubiläumsfest gefeiert, wiederum in Verbindung mit dem Kreistrachtenfest.

Der Dirigent Klaus Kern bat die Vereinsführung den Verein zum 31.12.1992 nach über 15-jähriger Dirigententätigkeit verlassen zu dürfen. Diesem Wunsch wurde entsprochen und so musste ein neuer Dirigent gefunden werden. Fündig wurde man in der Nachbargemeinde Schweighausen. Von dort stammt Ludwig Göppert, der zum 1. Mai 1993 die Nachfolge von Klaus Kern antrat. Zwischenzeitlich wurde das Orchester vom Vizedirigenten Peter Riese geleitet

Beim 25jährigen Jubiläum der Verbrüderung von Freiamt und De Pinte im Juli 1996 folgte der Verein der Einladung aus Belgien und bot den Zuhörern aus Der Pinte gleich zweimal sein musikalisches Können dar. Zum 125jährigen Jubiläum lud der Verein am 14. Juni 1997 zum großen Festbankett ins Kurhaus Freiamt ein, gefolgt vom 4-tägigen(!) Jubiläumsfest vom 01.-04- August auf dem Freihof.

Höhepunkte hier waren der Auftritt von Wilfried Rösch und den Original Böhmischen am Samstagabend und der große Festumzug mit 41 teilnehmenden Gruppen aus nah und fern bei bestem Sommerwetter, von dem sogar ein Video aufgenommen wurde. Ein Jahr nach dem 125 jährigen Jubiläum des Musikvereins fand 1998 erneut ein Wechsel in der Vorstandschaft statt: Hans Zuckschwerdt trat nach 11 Jahren als erster Vorsitzender zurück und überließ diese Aufgabe Klaus Ziebold.

Dieser durfte mit dem Verein gleich im Mai unseren Freunden von der Musikgesellschaft Inwil einen Besuch bei deren Fahnenweihe abstatten. Auch beim ersten Laubenfest auf dem Freihof, das vom 17.-19. Juli 1999 stattfand und von insgesamt 15 örtlichen Vereinen veranstaltet wurde war der Musikverein Ottoschwanden natürlich mit Helfern und Equipment vertreten.

2000 – 2011

Am 22. Juni 2000 veranstaltete der Musikverein Ottoschwanden zum ersten Mal den mittlerweile etablierten und sehr beliebten Dämmerschoppen im Innenhof des Freihofgeländes. Gastkapellen waren die Musikvereine Freiamt, Mundingen und Köndringen. Das erstmals angebotene Grillbuffet kam bei den Gästen sehr gut an und es wurde in gemütlicher Runde noch lange miteinander gefeiert.

Ebenfalls im Jahr 2000 startete nach den Sommerferien die Musikalische Früherziehung Freiamt, die der Musikverein Ottoschwanden in Kooperation mit dem Akkordeonclub und den Musikvereinen Freiamt ins Leben gerufen hatte. Unter Federführung des damaligen Vorsitzenden Klaus Ziebold gelang der Start mit über 30 Kindern in den verschiedenen Gruppen.

Am 09. November 2001 wurde erstmals das traditionelle Herbstkonzert der Freiämter Musikvereine als Stuhlkonzert durchgeführt. Die Musikvereine Freiamt als Veranstalter hatten sich zu diesem Schritt entschieden um die Musik mehr in den Vordergrund zu stellen. Dies wurde seitdem aufgrund der guten Erfahrungen beibehalten.

Vom 26-29. Juli 2002 veranstaltete der Musikverein das große Fest „130 Jahre Blasmusik Ottoschwanden“, ebenfalls wieder auf Festplatz beim Freihof und mit großem Umzug durch Ottoschwanden

Am 17. Mai 2003 gab Ludwig Göppert nach 10jähriger Tätigkeit sein Abschiedskonzert im Kurhaus Freiamt, seine Nachfolgerin wurde Michaela Schweigler. Ebenfalls im Jahr 2003 wurde in Absprache mit der Gemeinde mit dem Ausbau der Proberäume im Obergeschoss des Freihofs begonnen um die Ausbildung der Jungmusiker weiter optimieren zu können.

Nachdem Christian Manchiu als Nachfolger von Michaels Schweigler sein Amt abgegeben hatte wurde zum 01. September 2008 Mario Rosenfeld aus Gutach der neue musikalische Leiter.

Zwei Jahre später stellte Klaus Ziebold sein Amt als Vorsitzender zur Verfügung, für die nächsten sechs Jahre leitete Hansjörg Bührer den Verein.

Auch die Renovierungsarbeiten im Freihof wurden weiter vorangetrieben, die Ergebnisse konnte man am 12. September bei einem Tag der offenen Tür der Bürgermeisterin, dem Gemeinderat und den Freiämter Bürgern präsentieren, die durchweg begeistert waren.

Im Anschluss wandten sich die Musiker unter Bauleiter Klaus Ziebold dem Ausbau des Kellers unterhalb des Freihofsaals zu.

ab 2012

Am 18. August 2012 fand – pünktlich zum 140jährigen Jubiläum – zum ersten Mal der „Rock am Freihof“ statt. Auf der großen Bühne rockten 3 Bands aus der Region was das Zeug hielt und begeisterten die Zuschauer. Beim Wertungsspiel in Kenzingen belegte das Orchester des Musikvereins Ottoschwanden in der Kategorie Konzertmusik in der Mittelstufe mit dem Prädikat „ausgezeichnet“ unter 6 teilnehmenden Vereinen den 1. Platz. 

Nach über 40 Jahren entschloss sich der Verein, das traditionelle Maifest am 30. April und 01. Mai ab 2017 nicht mehr auf dem Rollberg durchzuführen, sondern auf das Gelände rund um das Bäule beim Freihof zu verlegen. Dies wurde von der Bevölkerung durchweg positiv aufgenommen.

Nach zehn Jahren übergab Dirigent Mario Rosenfeld zum 01.09.2018 den Taktstock an Marcus Fehrenbach.

Um den vielen Aufgaben, die der Verein hat, gerecht werden zu können wurde die Vorstandschaft Anfang 2019 umstrukturiert. Es gibt anstatt eines 1. Vorsitzenden (dieses Amt hatte seit 2016 Philipp Weinbrecht ausgeübt) nun 5 Geschäftsführer einzelner Aufgabenbereiche.

Nach dem Herbstkonzert 2019 trennten sich die Wege von Marcus Fehrenbach und des Musikvereins Ottoschwanden wieder, unser Ehrenmitglied Simon Kern übernahm die musikalische Leitung.

Im Vereinsjahr 2020 zählt der Musikverein Ottoschwanden 40 aktive Mitglieder und der Altersdurchschnitt beträgt 31,7 Jahre.

Konzerte und Ständchen im Dorf, Auftritte im Verbandsgebiet, sowie die Pflege unserer Auslandsverbindungen und Freundschaften zu Kapellen im Umland, die Teilnahme an Gaudi-Nachmittagen und Grümpelturnieren aller Art, der Erhalt sowie Aus- und Umbau der Räumlichkeiten im Freihof und nicht zuletzt natürlich auch die Pflege der Kameradschaft untereinander lassen wenig Langeweile aufkommen!

Genug Geschichte für heute?